Und wieder wird eine Tragödie instrumentalisiert…

Wie es nicht anders zu erwarten war wird der Amoklauf von Winnenden auch wieder (unter anderem) auf Killerspiele geschoben. Ich kann es langsam nicht mehr sehen. Wo sind bitte die Meinungen der Forscher die bislang herausgefunden haben das Spiele eher zur Aggressionsbewältigung genutzt werden als zum „Aggressionen leben“? Wo bitte sind die Politiker die fragen „Hey, wieso hat eigentlich keiner was gegen das Mobbing unternommen?“, oder „Wie kann es dazu kommen das Menschen anfangen zu mobben/so extrem zu mobben?“ Wo bitte sind die Gesetzesentwürfe um Waffen nur noch den Sicherheitskräften zugänglich zu machen? Wieso wird nicht gefragt warum die Eltern nicht erkannt haben was mit ihrem Sohn los ist, was in ihm vorgeht? Nein… Stattdessen wird ein Teufel gesucht und ist natürlich wieder schnell in „Killerspielen“ gefunden.

„Wir wollen, dass Killerspiele verboten werden. Spiele, ob über Internet oder auf dem PC, die zum Ziel haben, möglichst viele Menschen umzubringen, gehören verboten. Gleiches gilt für alle Gewalt verherrlichenden Spiele, deren Aufbau und Darstellung sehr realistisch sind und bei denen viel Blut fließt.“

[…]

„Wir wollen mehr Jugendschutz im Internet. In der virtuellen Welt werden heute anonym und gefahrlos Gedankengänge artikuliert und diskutiert, die eine Bedrohung für unsere Gesellschaft darstellen. Wie diese Aktivitäten eingedämmt werden können, wissen wir nicht. Es darf aber nicht sein, dass sich junge Menschen anonym gegenseitig aufhetzen und zu Gewalteskalationen auffordern.“

Zitat: Offener Brief der Opferfamilien an Köhler, Merkel und Oettinger

Mal im Ernst, die einzigen wirklich gewaltverherrlichenden Spiele wie Quake usw. SIND INDIZIERT! Würde irgendjemand sagen er spielt „Counter-Strike“ um möglichst viel Blut zu sehen, um einen Kick zu bekommen? Klar sind auch indizierte Spiele über das Internet verfügbar aber ist es nicht Aufgabe der Eltern dafür zu sorgen das Kindern/Jugendlichen der Zugang zu solchen erschwert wird oder noch besser, ihnen vernünftigen Umgang mit Medien aller Art beizubringen?

Und die Möglichkeit zu anonymen Diskussionen ist ja wohl einer der Grundpfeiler des Internets, viele Menschen die sich vor Verfolgung wegen ihrer Meinung fürchten müssen können sich nur auf Grund dieser (scheinbaren) Anonymität  äußern. Außerdem muss man heutzutage ja schon Angst haben wegen absoluter Bagatellen von der Justiz überwacht zu werden oder schlimmeres, siehe hierzu z.B. das Blog „Annalist“ das sich (unter anderem) um die Verfahren gegen Andrej Holm und weitere dreht.

Noch mehr aufstoßen tut mir aber das einige Politiker das ganze wieder zum „Stimmenfang“ ausnutzen, selbst ein gewisser Herr Köhler.

„Zugleich forderte Köhler Politik und Gesellschaft auf, gegen gewaltverherrlichende Computerspiele und Filme vorzugehen. In „ungezählten Filmen und Computerspielen“ stünden extreme Gewalt, die Zurschaustellung zerstörter Körper und die Erniedrigung von Menschen im Vordergrund. „Sagt uns nicht der gesunde Menschenverstand, dass ein Dauerkonsum solcher Produkte schadet?“, fragte Köhler. „Dieser Art von Marktentwicklung sollte Einhalt geboten werden“, forderte der Bundespräsident.“

Zitat: faz.net Artikel über den Gottesdienst in Winnenden.

„ungezählten“? Wem fallen spontan irgendwelche Beispiele ein? Mir höchstens das bereits erwähnte, und bereits indizierte, Quake.

„im Vordergrund“? Also in allen Spielen die ich so gespielt habe bislang stand es höchstens oberflächlich im Vordergrund, klar gehörte es zur Spielmechanik auf irgendeine Art und Weise aber wie soll man zB. ohne Gewalt in GTA ein Auto klauen? In der Regel steht in Spielen aller Art die Geschichte der Hauptdarsteller im Vordergrund, um beim Beispiel zu bleiben im aktuellen Teil eben Niko Bellic.

„sollte Einhalt geboten werden“? Haben wir nicht genau dafür die USK und die Bundesprüfstelle für Jugendgefährdene Medien die Spiele, Filme, Hefte sowie alle sonstigen Medien bzw. deren Inhalte indizieren kann und damit nur noch den Zugang für erwachsene erlaubt? Auch hier geht mein wink mit dem Zaunpfahl wieder Richtung Gesellschaft bzw. Eltern, es ist einfach Pflicht der Eltern dafür zu sorgen das ihre Kinder die nötige Medienkompetenz haben.

Der Fairness halber sei aber noch erwähnt das Herr Köhler auch durchaus das eigentliche Problem angesprochen hat:

„Köhler sagte, die wichtigste Voraussetzung, um einander verstehen, annehmen und helfen zu können, sei es, einen Menschen so wahrzunehmen, wie er ist. „Da haben auch die Schulgemeinschaften eine wichtige Aufgabe.“ Wirklich wichtig sei, „dass wir uns umeinander kümmern, dass wir uns gegenseitig annehmen und dass wir füreinander da sind“.“

Zitat: faz.net Artikel über den Gottesdienst in Winnenden.

Naja ist ja klar, wenn ein Sündiger gefunden ist ist das Thema schnell wieder aus den Köpfen der Leute und es kehrt wieder Ruhe ein. Bis zum nächsten Amoklauf wo das Spiel dann wieder von vorne losgeht… Ob die eigentlichen Ursachen jemals angegangen oder zumindest ernsthaft hinterfragt werden? Wir werden sehen…

Gelesen: 10715 · Heute: 2 · Zuletzt: 17. April 2024

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